Auf dem Schellehof, bzw. Sternenhof war ich vom 16.5.-23.5.2017. Der Hof hat zwei Hofstellen. Ich habe mich dabei hauptsächliche auf den Betriebszweig der Gärtnerei konzentriert.
1. Objektive Daten
# Rechtsform: Der Betrieb ist als GbR organisiert, wobei zur Zeit nur zwei Leute in der der GbR sind, sich aber mehr gewünscht werden. Die Abnehmer sind in einem Verein namens „Lebenswurzel“ organisiert.
# Fläche: ca. 50 ha, die der GbR gehören. Darin enthalten ist Weideland, landwirtschaftliche Ackerfläche (Getreide) und 2ha Gemüse (wobei in der Dammkulturanbauweise ein 1,5 facher Flächenbedarf besteht im Vergleich zur Beetkultur), + Kartoffeln auf extra Fläche.
# Gärtner_Innenteam – 3 Stellen, wobei eine noch in der Landwirtschaft arbeitet, Dazu ein Praktikant und ein freiwilliges ökologisches Jahr Absolvierender. Kein/e ausgebildete/r Gärtner_in im Team. In der Landwirtschaft arbeiten noch zwei Leute und im Büro auch noch eine Arbeitskraft. Das Ausfahren der Lieferung wird von einem Mitglied übernommen.
# Die Arbeitszeit der Gärtner_Innen liegt planmäßig bei 40 Stunden. Überstunden sind die Regel.
# Finanziert wird alles durch 6 Vollzeitstellen gegen Mindestlohn, die im Jahresetat der Kooperative veranschlagt sind. In einer Bietrunde legt jedes Mitglied seinen finanziellen Beitrag frei fest. Eine der 6 Vollzeitstellen (Landwirt) ist nicht besetzt.
# Versorgt werden 150 Portionen, der Verein Lebenswurzel hat 200 Mitglieder.
# Besteht seit 2013? Vorher Demeterhof
# Organisation: Im Verein werden Entscheidungen auf einer Versammlung getroffen. Absprachen in der Landwirtschaft/Gärtnerei werden nach Bedarf abgehalten. (Regelmäßiger Termin durch Schaffensdruck verhindert?!)
# Maschinisierung: ein Fendt Schlepper (Geräteträger) für die Bodenvorbereitungsarbeiten, Dammhäufelung sowie Striegel (siehe Fotos 10-15). Eine Fingerhacke soll noch dazugekauft werden. GT wird bis jetzt zwischenachs nicht verwendet sondern mit nachlaufendem vertikal Striegel. Für die Landwirtschaft gibt es noch einen größeren Fendt.
# Bewässerung: Notbewässerung, da Brunnenbau nicht möglich (siehe Foto 5)
# Lagerung: in einem recht kühlen Raum auf alter Hofstelle, sowie Kellerraum.
# Boden: Extrem lehmiger Boden. (Bildet starke Kruste und bleibt darunter lange feucht)
2. Eigene Beobachtungen
Dieser Teil entspricht meiner Sicht auf das Projekt und muss sich nicht unbedingt mit der der Beteiligten decken.
# Die Entlohnung: 10€ pro Stunde
# Die Arbeitszeiten vor allem der Dienstschluss kann oft nicht eingehalten werden aufgrund des Arbeitsdrucks. Trotz der Übernahme des Ausfahrdienstes durch einen Ernteteiler und der in der Gärtnerei eigentlich hohen Arbeitskraft pro ha. Allerdings führt die fehlende Ausbildung bzw. Erfahrung, und der geringe/rechtzeitige Einsatz der maschinellen Hacktechnik und des Abflammens zu einem enormen Mehraufwand. Ein weiterer Faktor ist die fehlende Aufteilung von Verantwortungsbereichen in der Gärtnerei, die zur Zeit in der Hauptsache nur von einer Person vorgenommen wird. Dies führt zu einem fehlenden Widerstreiten unterschiedlicher Funktionen, oder anders gesagt es gibt keinen konstruktiven fachlichen Disput zwischen verschiedenen Positionen, in dem Prioritäten ausgehandelt werden. Die Ressource der kollektiven Intelligenz kann so nicht genutzt werden.
Zusammenfassend sehe ich hier allerdings das Grundproblem nicht im Betrieb sondern in dem strukturellen Problem, dass es nicht genügend ausgebildete Gärtner bzw. Landwirte in Deutschland zu geben scheint. Zumindest kann festgehalten werden, dass in vielen Betriebe welche gesucht werden.
# Experimente Allgemein: Wenn ich es richtig sehe ist in diesem Hof in der Gärtnerei gleich zu Beginn mit Anbaumethoden begonnen worden, die nicht in eigener Erfahrung vorher erprobt worden waren. Aufgrund der vielen Faktoren (Anderer Boden, Mulchmaterial, Schneckendruck, Niederschlagsmenge, Geräte etc…) lässt sich beim Gärtnern, nicht aus Erfahrungen gewonnenes Wissen nur schwer übertragen. Vielleicht ist es für den Aufbau einer neuen Gärtnerei wirklich erst mal empfehlenswert mit einer bei sich selbst (z.B. im Ausbildungsbetrieb) erprobten Anbaumethodik zu beginnen um die wirtschaftlich und sozial schwierige Phase des Betriebsaufbaus zu überstehen. Oder wenigstens auf einem Großteil der Fläche. Wenn der Betrieb dann läuft können Stück für Stück mehr Betriebsteile eher experimentelle Methoden verwenden.
# Die Beetlänge: Die meisten Beete haben eine Länge von etwa 60m. Für eine Bearbeitung mit Traktor schon eher knapp.
# Problem mit einzelnen Mitgliedern
Leider musste der Schellehof eine schlechte Erfahrung mit einer handvoll Mitgliedern einer Verteilstation machen. Es gab in dieser Verteilstation eine einzelne Person, die Anfing Unmut über den Hof zu äußern, der aus Sicht der Gärtner nicht nachvollziehbar war ihnen aber auch nicht direkt übermittelt wurde. So wurde z.B. behauptet es wäre über längere Zeiträume viel weniger Gemüse verteilt worden als es tatsächlich der Fall war. Außerdem wurden Unwahrheiten über die Verhältnisse auf dem Hof verbreitet.
Ein paar Mitglieder innerhalb der Verteilstation sprangen darauf an und trafen sich, wobei auf diesen Treffen weiterer Unmut durch Gerüchte geschürt wurde. Als Menschen vom Hof dann zur Verteilstation kamen um damit aufzuräumen sprach allerdings niemand die problematisierten Dinge an. Ein halbes Dutzend Mitglieder trat dort dennoch aus der Solawi aus.
# Probleme mit Förderungen:
Der Hof hatte eine Blühstreifenbezuschussung beantragt. Diese bestand darin jedes Jahre eine beliebige Fläche, die auch in der Größe variieren durfte zu bezuschussen. Nachdem das erste Jahr, in dem der Hof 3 ha als Blühstreifen hatte, vergangen war, bemerkte die EU, dass sich zu viele Bauern angemeldet hatten und beschloss, jeder müsse in den Folgejahren genau so viel Blühstreifenfläche Anbauen wie im Vorjahr und so auch in den Folgejahren. Dem Hof sind aber 3ha permanente Blühstreifen zu viel. Daher klagte Andre und durfte schließlich ohne Sanktionen aber auch gänzlich ohne Förderung raus aus dem Programm. Von der Logik her lässt sich dieses Vorgehen durch die EU Institutionen nicht nachvollziehen. Wenn nicht genügend Geld da ist müssten sie doch froh sein wenn einige Landwirte weniger Förderungen beantragen.
Zudem ist nicht einzusehen wieso Landwirte ihre Betriebsführung an Förderungspläne anpassen müssen und die EU aber umgekehrt die Förderbedingungen einfach verändern kann.
# Probleme mit dem Demeterverband: Es gab eine Änderung der Demeterhofrichtlichien nach der nur noch behornte Rinder auf dem Hof sein dürfen. Der Hof ist aber zur Zeit noch im Besitz einiger genetisch hornloser Kühe und Bullen. Da der Hof diese nicht innerhalb eines Jahres abgeben oder schlachten will besteht sogar die Überlegung aus dem Verband auszutreten. Das zweite Problem ist die Distanz zum nächsten Demeterschlachter. Den langen Transportweg will der Hof aber nicht in Kauf nehmen, da dies für die Rinder schlecht ist. Der lokale Schlachter hat allerdings kein Demetersiegel, da dort auch konventionell gehaltene Tiere geschlachtet werden. Die Richtlinie soll vor der Vermischung des Fleisches schützen. Ein Siegel kann also zwar schützen, es kann aber auch zu Dingen führen, die nicht „Sinn der Sache“ sein können. Eine zentrale Vergabe von Siegeln zeigt sich hier als kontraproduktiv. Ökologisches Verhalten kann nicht durch Siegel garantiert werden, da jeder Hof andere Bedingungen hat. Eine konstruktiv-kritische Gemeinschaft die einen Hof trägt ist ein viel besseres Kontrollinstrument.
# Fragen: Wie lösen eigentlich andere Landwirtschaftliche Solawis das Problem, dass eine rentable Landwirtschaft mehr Getreideprodukte hervorbringt als die daran hängende Gärtnerei Gemüseportionen?
1. Viel Platz für mich… und für die Schafe!

















